Weltweites Monopoly im Software-Markt
Microsoft veränderte die Lizenzpolitik und die DATEV kündigte die Unterstützung für Novell
DATEV erlaubt endlich die effiziente WTS-Technik
Wenn es schon kein Millennium-Problem gibt, macht man sich selbst eins: Weil die DATEV zukünftig auf zentrale, SQL-basierte Datenbanklösungen auf Serverbasis umstellen wollte, kündigte sie die Unterstützung für das beliebte, stabile Netzwerkbetriebssystem Novell ab. Circa 90 Prozent der Steuerberaterkanzleikunden waren hiervon betroffen. Das ging mit dem generell sinkenden Stern der Firma Novell einher, die aufgrund von Managementfehlern immer tiefer absackte. Die DATEV kündigte aber auch den Support für Windows 95, Windows 98 und Windows NT – man wollte so schnell wie möglich auf das neue Server-Betriebssystem Windows 2000 wechseln.
Dafür gab es endlich die Lauffähigkeitszusage der DATEV für das Windows-Terminal-System (WTS) als Systemplattform, das heißt, man konnte die kompletten Anwendungsprogramme der DATEV nun endlich zentral auf WTS-Server legen und brauchte nur noch diesen allein upzudaten, statt von PC zu PC zu rennen, wie es noch bei der klassischen Client-Server-Technologie notwendig war.
Mit der WTS-Freigabe war die DATEV arg spät dran: Die Systempartner der Z.E.U.S.-Gruppe hatten bereits im Jahr 1998 die DATEV-Anwendungen zusammen mit einem Softwarehaus aus Süddeutschland unter dem Win-NT-Zusatz „Metaframe“ WTS-lauffähig gemacht. Die Z.E.U.S.-Gruppe informierte die DATEV über diese Lösung, die sich aber weigerte, diese technische Basis zu akzeptieren, weil sie sie selbst nicht beherrschte und trotz ihrer Größe alle Ressourcen für die Umstellung der Anwender auf die WIN32-Software zur Lösung des Millennium-Problems bräuchte. Mit Verspätung wurde dann im Jahr 2001 von der DATEV für das Frühjahr 2002 endlich die WTS-Technik freigegeben und Systempartner wie SPECTRUM konnten nun endlich vernünftige Fernwartungskonzepte entwickeln. Aber mit dem WTS-Freigabepapier versuchte die DATEV wieder mit Tricks, eigene Interessen zu forcieren: In ihrer WTS-Freigabespezifikation verlangte die DATEV, dass die Kanzlei einen Fileserver, zusätzlich einen Kommunikationsserver und mindestens zwei getrennte WTS-Server installieren muss. Bei 15 bis 25 Arbeitsplätzen ist das sinnvoll – aber die DATEV forderte das auch von Kanzleien mit fünf, sieben oder zehn PCs.
SPECTRUM hat damals der DATEV anhand umfangreicher MTBF- (Bezeichnung für die mittlere Betriebsdauer zwischen Ausfällen) und MTTR-Kalkulationen (Bezeichnung für die mittlere Reparaturzeit) versucht darzulegen, dass diese Forderung nach zwei WTS-Systemen aus Sicherheitsgründen absoluter Humbug ist. Die DATEV antwortete, dass bei kleineren Kanzleien auch ein WTS-Server ausreichen würde, wenn die Kanzlei mit der DATEV einen NSM-Vertrag (Netz- und System-Management) zur Betreuung abschließen würde – es müssen keine Schelme sein, die sich dabei etwas denken. SPECTRUM-Kunden haben sich nie an diese Vorschrift der DATEV gehalten, zig Kanzleien sind sogar seit Jahren mit All-in-One-Serverlösungen happy – und kein SPECTRUM-Kunde hatte je ein Problem mit dieser Missachtung von DATEV-Spezifikationen.
Microsoft verändert die Lizenzpolitik, die mittelfristig zu Kostensteigerung führt
Die gravierendste Änderung führte 2001 aber Microsoft ein: Microsoft erklärte, dass zukünftig keine Updates der Produkte mehr zum günstigen Update- oder Upgrade-Preis verkauft werden, der Anwender müsse zukünftig immer die teuren Vollprodukte erwerben – es sei denn, er würde eine Art Software-Wartungsvertrag bei Microsoft kaufen, eine Upgrade-Assurance. Gleichzeitig kündigte Microsoft an, dass die neuen XP-Produkte (Windows XP und Microsoft Office XP) nur nach einem besonderen Microsoft-Autorisierungsverfahren über das Internet zur Benutzung freigeschaltet werden. Microsoft wollte damit der Software-Piraterie entgegentreten. Eine weitere gravierende Änderung: Auf Windows-Terminal-Servern (WTS) durften nur sogenannte Microsoft-Open-Lizenzen installiert werden, die fast doppelt so teuer wie Box-Ware aus dem PC-Shop waren. Fest stand also: Die Anwender mussten zukünftig erheblich mehr für Software bezahlen. Um den Anwendern den Übergang etwas zu versüßen, bot Microsoft ihnen einmalig mit einem kleinen zeitlichen Bestellfenster für eine überschaubare Gebühr sogenannte Upgrade Advantages an. Der Anwender erwarb damit das Recht, für zwei Jahre die jeweils aktuelle Version der Microsoft-Produkte beziehen zu dürfen. SPECTRUM empfahl damals allen Kunden, diese Software-Advantages sofort zu kaufen, auch wenn es akut keinen Handlungsbedarf gab. Circa 90 Prozent der SPECTRUM-Kunden verstanden zwar das Marktszenario nicht, vertrauten aber dieser Empfehlung.
Im Nachhinein bestätigte sich die Empfehlung von SPECTRUM als äußerst sinnvoll: Die Kunden erwarben 2001 zum Beispiel Microsoft Office 2000 als „Upgrade Advantage“-Lizenz und konnten 2004/2005 (nach DATEV-Freigabe) noch kostenlos auf Microsoft Office 2003 upgraden und diese Version bis zum Herbst 2014 (Abkündigung durch DATEV) nutzen – eine tolle 13-jährige Nutzungszeit! Also eine super Empfehlung von SPECTRUM!
Auf diversen Hotel-Veranstaltungen erklärte SPECTRUM damals über 300 Steuerberater-Kunden der Region das aktuelle Szenario auf dem Software-Markt, erklärte die WTS-Technik und empfahl den Kauf der „Upgrade Advantages“ von Microsoft.
Ulrich Giesen wird Vorsitzender des Peacock-Händlerbeirats
Im Herbst 2001 wurde Ulrich Giesen, der geschäftsführende Gesellschafter von SPECTRUM, zum Vorsitzenden des Advisory Boards des PC-Herstellers und IT-Distributors Peacock aus Wünnenberg-Haaren bei Paderborn gewählt, also zum Vorsitzenden des Peacock-Händlerbeirats. Jahrelang hatte SPECTRUM die sogenannten Brand-B-PCs von Peacock verkauft, war als Peacock-Händler im Raum Düsseldorf-Wuppertal bekannt und hatte sich für Peacock entschieden, weil diese ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hatten. Zwischenzeitlich wurde SPECTRUM sogar zum größten Peacock-Server-Händler. SPECTRUM sah in den Peacock-Servern den Vorteil, dass es sich hierbei um offene Serversysteme handelte, wobei die Server zu 100 Prozent aus Intel-Komponenten bestanden – aus Intel-Gehäuse, Intel-Motherboards, Intel-RAM, Intel-Stromversorgungen – und nicht nur Intel-Prozessoren beinhalteten. Peacock führte im Prinzip nur eine Final Assembly und einen Final Test der Server durch – und das schätzte SPECTRUM. SPECTRUM wollte nicht abhängig von Lieferanten wie Fujitsu Siemens, HP und IBM werden, die immer Abhängigkeiten und individuelle Eigenheiten in ihre Systeme einbauten. Hierdurch war sichergestellt, dass SPECTRUM den Kunden immer einen schnellen und kostengünstigen Service bieten konnte. Peacock hatte eine wilde Vergangenheit hinter sich und war zwischenzeitlich auch so ein IT-Wanderpokal: Nachdem den Gründern die finanzielle Luft ausging, wurde Peacock zunächst vom Cash-and-Carry-Konzern Metro gekauft und mit Maxdata und Vobis in eine Holding gepresst. In der PC-Produktionsstätte in Würselen bei Aachen beziehungsweise in den alten Fertigungshallen von Robotron in Dresden (das war das ehemalige VEB Kombinat Robotron, das einst zum Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik der DDR gehörte) fielen dann einmal PCs mit Peacock-, Vobis- oder Maxdata-Label vom Band. Wer kann sich noch daran erinnern: Die Metro war einmal Europas größter IT-Konzern ...
Doch dann änderte die Metro die Strategie, Peacock wurde an die Otto-Gruppe verkauft (Otto-Versand Hamburg), zu der auch schon der Soester Distributor Actebis gehörte. Vobis wurde zerschlagen und Maxdata ging 2008 insolvent.
Zunächst glaubten nun alle bei Peacock an bessere Zeiten und vertrauten auf den seriösen Otto-Konzern. 2001 gründete man daher ein Advisory Board, einen Händlerbeirat, der die Peacock-Geschäftsleitung strategisch und unternehmerisch beraten sollte. Ulrich Giesen ging diese Aufgabe mit großem Elan an, denn es konnte nur gut für das SPECTRUM-Geschäft sein.
Doch dann kam Peacock unter die Kontrolle von Actebis, man agierte fortan als Actebis-Peacock und eine der ersten Entscheidungen von Actebis-Peacock war, die Entwicklung und Produktion von eigenen PCs und Servern einzustellen. Man empfahl stattdessen allen Händlern, doch auf HP-Produkte umzusteigen.
Seither vermarktet SPECTRUM PCs vom deutschen Hersteller Wortmann und das wichtige Servergeschäft macht SPECTRUM nun selbst – weiterhin zu 100 Prozent auf Basis von Intel-Komponenten, nur jetzt mit eigener Final Assembly und eigenem Final Test, denn Abhängigkeiten von Lieferanten liebt man bei SPECTRUM nicht.
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