Über 35 Jahre SPECTRUM-Historie

2000

Das neue Jahrtausend begann ohne Y2K-Problem – und der Internet-Hype endete schnell

Neujahr 2000 – alle SPECTRUM-Techniker standen auf Abruf für mögliche Y2K-Probleme bereit

Der Neujahrstag des neuen Jahrtausends war durch das Jahr-2000-Problem, auch „Millennium-Bug“ oder „Y2K-Crash“ genannt, gekennzeichnet: Insgesamt 373 SPECTRUM-Kunden hatten uns an diesem 1. Januar 2000 und am folgenden Sonntag, dem 2. Januar, per Fax gemeldet, dass die EDV-Netzwerke wieder hochgefahren waren und es keine größeren Probleme gab. Im Vorfeld des Y2K-Jahreswechsels hatte SPECTRUM bei allen Kunden die Server heruntergefahren und vereinbart, wie die Kunden die Server im neuen Jahrtausend hochfahren sollten und welche ersten Tests man durchführen sollte. Nur bei 38 Kunden musste SPECTRUM telefonischen Support leisten. SPECTRUM hatte einen Y2K-Bereitschaftsdienst eingerichtet – falls doch etwas passieren sollte.

Ganz besonders stolz war SPECTRUM auf die vielen positiven Kommentare der Kunden nach den Y2K-Aktionen:

  • „Vielen Dank für die hervorragende Betreuung!“
  • „Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die schon beispiellose Systembegleitung!“
  • „Vielen Dank für den effizienten Einsatz!“
  • „Danke für Ihre telefonische Hilfe, jetzt funktioniert alles.“
  • „Vielen Dank für Ihre besondere Servicebereitschaft!“
  • „Dank Ihrer Unterstützung und Vorsorge hat bei uns alles reibungslos geklappt.“
  • „Vielen Dank für Ihre gute Arbeit!“
  • „Danke für die gute Vorarbeit!“
  • „Vielen Dank für Ihren freundlichen Service und Ihre optimale Betreuung zum Jahrtausendwechsel! Besser geht es nicht mehr!“
  • „SPECTRUM ist der beste Systempartner.“

Die letzten drei Jahre des alten Jahrtausends kreisten nur noch um die möglichen Jahr-2000-Probleme: Rechner sollten Zeiten, Zeitdifferenzen und somit Zinsen, Renten, Zahlungsziele, Gültigkeiten usw. falsch berechnen. Geldautomaten, Videorecorder, Herz-Lungen-Maschinen und Atomreaktoren sollten gleichermaßen von den Problemen betroffen sein wie simple Kalkulations- und Buchhaltungsprogrämmchen auf PCs. Aufgrund des Y2K-Problems wurden im Vorfeld des Jahreswechsels 1999/2000 diverse Katastrophenszenarien vorhergesagt, zum Beispiel dass Computerabstürze in großem Maß erfolgen werden. Inwiefern die Y2K-Problematik von wirklicher Relevanz sein würde, war Ende der 90er-Jahre selbst von Fachleuten kaum realistisch zu beurteilen. Es gab Stimmen in den Medien, die Szenarien apokalyptischen Ausmaßes mit weltweiten Computerzusammenbrüchen prognostizierten, und es gab im Nachhinein Stimmen, die Y2K nur als eine Masche der amerikanisch dominierten Hard- und Software-Industrie bezeichneten, um die Umsätze anzukurbeln. Fakt ist, dass der Ausfall der gesamten Hard- und Software nicht stattfand – und interessanterweise auch nicht mit den veralteten Systemen, die nicht umgerüstet worden waren.

Was es 2000 sonst Wichtiges gab:

  • Die weltweiten Kosten für die Umstellung der Computersysteme auf das Jahr 2000 beliefen sich auf fast 1 Milliarde US-Dollar.
  • Wegen der Spendenaffäre tritt auf Aufforderung der CDU Altbundeskanzler Helmut Kohl als Ehrenvorsitzender der CDU zurück.
  • In Hannover findet die Weltausstellung „EXPO 2000“ statt.
  • Nach wochenlangem Hickhack spricht das Supreme Court George W. Bush (Junior) den Sieg in der Wahl zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten zu.
  • Microsoft bringt sein Betriebssystem „Windows 2000“, das nicht mehr auf MS-DOS aufsetzt, auf den Markt.
  • VEBA und VIAG fusionieren zu E.ON.
  • In Sydney, Australien, finden die XXVII. Olympischen Sommerspiele statt.
  • Das alte Wembley-Stadion wird abgerissen.
  • Beim Absturz einer französischen Concorde in Paris sterben 113 Menschen. Air France stellt daraufhin den Flugbetrieb der Concorde ein.
  • Die Telekom bringt die T-Online International AG als eigenständige Aktiengesellschaft an die Börse; wegen Erfolglosigkeit wurde sie 2006 zurückintegriert.
  • Für 165 Milliarden US-Dollar kauft der Internetkonzern AOL den Medienkonzern Time Warner – der zweitgrößte Deal der Wirtschaftsgeschichte.
  • Die gesamte Speicherkapazität des Internets betrug im Jahre 2000 21 Terabyte – im Jahre 2013 beträgt die Speicherkapazität der SPECTRUM-Cloud alleine schon über 300 Terabyte und im Jahre 2018 waren es schon über 1.000 Terrabyte = 1 Petabyte.

Der Internet-Hype

Aber das neue Jahrtausend begann, wie das alte aufgehört hatte – mit Übertreibungen: Im Jahr 2000 kam es zur „Dotcom-Blase“, wie man den Hype an den Börsen rund um Mobilfunk- und Internet-Start-ups hinterher nannte. Die Emission von T-Online, einer absoluten Luftnummer-Tochterfirma der Telekom, wurde mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Euro im Jahr 2000 sogar das größte IPO (Initial Public Offering; Börsengang) am Neuen Markt. Manche SPECTRUM-Kunden kamen gar nicht mehr zu ihrer normalen Steuerberaterarbeit, weil sie nur noch quasi als Day Trader mit dem Zocken am Neuen Markt beschäftigt waren.

Die Dotcom-Blase sorgte auch Mitte 2000 bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen für traumhafte Staatseinnahmen: Die Bundesrepublik Deutschland versteigerte die UMTS-Lizenzen damals für 98,8 Milliarden DM (circa 50 Milliarden Euro) – was den damaligen Finanzminister Hans Eichel zu dem Ausspruch veranlasste, UMTS stehe für „unerwartete Mehreinnahmen zur Tilgung von Staatsschulden“. Doch die Ernüchterung kam schnell: Der Neue Markt brach zusammen und es kam zu riesigen Vermögensverlusten von vielen Kleinanlegern und zur ersten großen Finanz- und Bankenkrise des neuen Jahrtausends. Manche Steuerberaterkunden meinten dann Ende 2000, dass sie nun doch mindestens bis zum 65. Geburtstag arbeiten müssen – und nicht, wie gedacht, mit 55 Jahren mit dem Arbeiten aufhören können.

Selbst der IT-Arbeitsmarkt, der von angeblichem Fachkräftemangel geprägt war und für den auf der CeBIT im Frühjahr 2000 sogar IT-Fachkräfte aus Indien angeworben werden sollten, musste sich binnen eines halben Jahres mit der realen Arbeitslosigkeit vertraut machen. Die T-Aktie fiel ins Bodenlose, der Sunnyboy-Vorstandsvorsitzende Ron Sommer musste gehen, die T-Aktie entwickelte sich von der Volksaktie zum Flop-Papier – leider hat mit der Werbung für diese T-Volksaktie auch der ehrenwerte Schauspieler Manfred Krug seinen guten Namen wohl für immer beschädigt.


SPECTRUM bekommt ein neues Schwesterchen: die eSPECTRUM Internet-Solution GmbH

Für SPECTRUM war das Jahr 2000 geprägt vom aufkommenden E-Business: Im Oktober gründet Ulrich Giesen gemeinsam mit Andreas Markuse die neue eSPECTRUM Internet-Solution GmbH, um dieses zukünftige Geschäft abdecken zu können. eSPECTRUM übernahm die Geschäftsaktivitäten des ältesten Wuppertaler Internet-Providers, der Firma „W.I.S. – Wuppertaler-Internet-Service“, und die Aktivitäten der Wuppertaler Firma „Master-Systems“. Seinen Sitz hat eSPECTRUM ebenfalls in Hilden. eSPECTRUM betreibt ein Internet-Service-Provider-Rechenzentrum, entwickelte SPECTRUM-NET, das abgesicherte Internet-Zugangssystem, und hat einen eigenen Programmierbereich für internetbasierte Entwicklungen.


Die DATEV droht immer öfter mit der Kündigung der Systempartner-Verträge

Die DATEV bekam langsam immer mehr Geschmack daran, ihre Systempartner zu gängeln und nach ihrem Gusto zu formen. Bei jeder kleinen Gelegenheit holte man jetzt die „Ansonsten kündigen wir die Systempartner-Verträge“-Keule heraus. In der Nürnberger DATEV-Systempartner-Abteilung dachte man nun sogar über Franchise-Lösungen nach: Man machte sich Gedanken über die Auto-Aufkleber der Systempartner-Techniker-Pkws, über einheitlich gestaltete Ausstellungsräume mit grünem Teppichboden bei den Systempartnern, einheitliche Krawatten, einheitliche Sweatshirts, einheitliche Regenschirme ...

Im November 2000 hatte die DATEV dann zur Unterstreichung ihrer Glaubwürdigkeit bezüglich der ständigen Androhungen von Vertragskündigungen drei bundesweit bekannten DATEV-Systempartnern die Systempartnerverträge gekündigt. Die DATEV hatte damals der Jost AG (Lauf bei Nürnberg), der Kinzle AG (Düsseldorf) und einem norddeutschen Systempartner-Zusammenschluss unter dem Label „ICV-Gruppe“ (Gifhorn) die Systempartner-Verträge gekündigt, weil diese Systemhäuser neben der Betreuung von Steuerberatern mit DATEV-Lösungen auch Steuerberater mit tse:nit der Software von Wago-Curadata betreuten. SPECTRUM hatte das damals zum Anlass genommen und an 120 Kunden eine Kundenbefragung geschickt, um auszuloten, wie die SPECTRUM-Kunden diese von der DATEV eingeforderte Exklusivität und Abhängigkeit sehen. Innerhalb von drei Tagen gab es auf die gestellten Fragen von 81 Kunden folgende Antworten:

1.) 64 % hatten angekreuzt: „Uns interessiert überhaupt nicht, ob SPECTRUM irgendeinen DATEV-Partner-Status hat – wenn SPECTRUM den Service und die Betreuung unserer Kanzlei-EDV professionell sicherstellen kann.“

2.) 95 % hatten angekreuzt: „Wir empfehlen SPECTRUM, keine Vertragsvereinbarungen mit der DATEV abzuschließen, in dem die DATEV Systempartner verpflichten will, grundsätzlich keine Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die auf mit DATEV vergleichbaren Gebieten tätig sind (das sollte sogar für zukünftige Produkte und Dienstleistungsangebote der DATEV gelten, wie Warenwirtschaftssysteme, Internet-Service- Provider-Lösungen usw.).“


DATEV fordert von Systempartnern erhebliche Investitionen zur Vermarktung von Phantasy

Spannend wurde das Thema dann mit Phantasy, der von der DATEV eingekauften Rechtsanwaltssoftware: Hier lief nichts, die prognostizierten Absatzzahlen trafen nicht ein und die wenigen Anwender schimpften, weil das Produkt instabil war und nicht zur restlichen DATEV-Programmwelt passte. Nun machte die DATEV Dampf, alle DATEV-System-Partnerplus mussten jetzt Phantasy vermarkten – sonst drohte man mal wieder mit der Kündigung der System-Partner-Verträge. Da die Vermarktung nur mit teuren Supportkräften mit speziellem Rechtsanwaltskanzlei-Know-how funktionierte, wäre das für die Systempartner eine teure Chose geworden. Dazu hatten die fünf DATEV-System-Partnerplus der Region Köhler + Rapp (Dortmund), Concept-Data (Bottrop), SK.NET (Düsseldorf), Kinzle (Düsseldorf) und SPECTRUM (Hilden) aber keine Lust, wollten die DATEV jedoch nicht brüskieren, nahmen je 20.000 DM in die Hand und gründeten zum 1. Januar die Advosolution Rhein-Ruhr AG mit Sitz in Ratingen. Man stellte zwei Rechtsanwaltsgehilfinnen als Supporterinnen ein und einen jungen Anwalt als Manager und unternahm gemeinsame Vertriebs- und Marketinganstrengungen. Aber nachdem sich nach einem Jahr überhaupt keine Erfolge einstellen wollten, auch kein Hoffnungsschimmer am Horizont sichtbar wurde und das Stammkapital verbraucht war, beerdigte man alles wieder. Zumindest hatte man aber erst einmal den DATEV-Forderungen Genüge getan. Ärgerlich war nur, dass man zur Aufrechterhaltung einer Partnerschaft mit der DATEV wieder viel Geld verbrannt und viel Zeit vergeudet hatte.


DATEV schickt den Systempartnern der Z.E.U.S.-Gruppe eine Abmahnung

Auch im Jahr 2000 gab es wieder großen Ärger mit der DATEV. Man erinnere sich an die damalige Zeit: Leistungsfähige Internet-Suchmaschinen wie Google, Yahoo, MS-Bing gab es noch nicht oder die Suchalgorithmen hatten nicht die heutige Qualität. Wenn ein Steuerberater damals etwas im Internet suchte, schrieb er sich auf einem Seminar die dort genannten, interessanten Web-Links auf, und Verlage boten Bücher wie Gelbe Seiten fürs Internet an. Der damalige DATEV-Regionalleiter Hermann Wollschläger kam zu dieser Zeit seinem schriftstellerischen Hobby nach und veröffentlichte im NWB-Verlag das Nachschlagewerk „Steuerliche Informationsangebote im Internet“.

Die Z.E.U.S.-Gruppe hatte damals eine simple Geschäftsidee: Man wollte mit dem Internetportal www.wo24.de – „wo“ man „24 Stunden am Tag“ alles Wesentliche für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte, Unternehmensberater usw. im Internet findet – eine Plattform entwickeln und durch interessante Informationsangebote (heute würde man wohl Blogs sagen) Kanzleien zum kontinuierlichen Besuch animieren, um so dann die Möglichkeit zu haben, für eigene Z.E.U.S.-Produkte Werbung zu machen.

Monatelang wurden damals Studenten bezahlt und beschäftigt, die im deutschsprachigen Internet über 20.000 interessante Links für diese Berufsgruppe recherchierten und erfassten. Mit der Internetredaktion des Hamburger Axel-Springer-Konzerns wurde eine interessante Vereinbarung getroffen, nach der der Springer-Konzern mehrfach täglich aktuelle Nachrichten zu Steuern, Recht und Finanzen als Content Stream auf die wo24.de einspielte und diese in Datenbanken auf wo24.de sogar langfristig recherchierbar waren. Mit einem weiteren Abkommen wurden wöchentlich vom Deubner-Verlag wichtige Steuerrechtsdaten eingespielt. Eine weitere Vereinbarung mit dem Deutschen Steuerberaterverband (DSTV) beinhaltete, dass Z.E.U.S. keine eigene Steuerberater-Adressdatenbank aufbaut und stattdessen kooperativ auf den Steuerberater-Suchdienst des DSTV verwies.

Mitte 2000 ging das Internetportal wo24.de der Z.E.U.S.-Gruppe „on air“ und die Z.E.U.S.-Partner starteten bei ihren bundesweiten Kunden eine Werbe- und Info-Kampagne, um auf dieses neue Internetportal hinzuweisen. Doch auch hierzu gab es prompt eine Reaktion der DATEV: Am 24. August erhielten alle Z.E.U.S.-Partner eine schriftliche Abmahnung von der DATEV. Man drohte wieder mit der fristlosen Kündigung der DATEV-Systempartner-Verträge. Der Grund: Die DATEV hatte damals das eigene Internetportal „DATEV-Stadt“ in Planung, wollte dieses zum „DATEV-Kongress 2000“ launchen, hing weit mit der Entwicklung zurück und ärgerte sich über www.wo24.de der Z.E.U.S.-Gruppe, weil dieses Portal damals viel attraktiver war. Ein formaler Grund für die Abmahnung war seitens der DATEV auch schnell gefunden: Unter den über 20.000 Links auf dem wo24.de befanden sich auch 15 Links zu angeblichen Wettbewerbern der DATEV, wie zu Addison, Audicon, Haufe, Wago-Curadata, Agenda, Voks – und angeblich würden die Z.E.U.S.-Partner durch die Listung dieser Links auf ihrem Portal gegen das Loyalitätsgebot der DATEV-Systempartner-Verträge verstoßen. Die Z.E.U.S.-Partner, die ja alle DATEV-Systempartner waren, sahen das alles ganz relaxed, wollten das gute Verhältnis zur DATEV dokumentieren und löschten einfach die 15 Links auf ihrem Portal. Der Pflegeaufwand für dieses Portal war allerdings immens, da viele Links zum Teil nach kurzer Zeit im Nirwana endeten, ständig neue interessante Links hinzukamen oder verschwanden und das Portal dann mit den Sucheigenschaften von Google und Co. leider nicht mehr mithalten konnte.


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