1995 ist geprägt von der weltweiten Windows-95- Einführung und „Z.E.U.S.“, der Zusammenschluss Eigenständiger Unabhängiger Systempartner, wird gegründet
Setzt die DATEV auf das falsche Betriebssystem?
SPECTRUM verstand die Welt nicht mehr: Einerseits machte man seitens der DATEV die Steuerberater abhängig von WinWord und Excel, beides ja Microsoft-Produkte, und andererseits propagierte die DATEV OS/2 von IBM als ihr zukünftiges Standard-Betriebssystem. Wer damals eins und eins zusammenzählte, wusste, dass Microsoft die Marktführerschaft auf der Bürosoftwareseite (mit WinWord und Excel) ausnutzen würde, um damit das neue Microsoft-Betriebssystem Windows auf dem Markt durchzudrücken – IBM war mit OS/2 klar auf der Verliererspur.
Schon Anfang 1995 – also ein Dreivierteljahr vor der Microsoft-Markteinführung von Windows 95 im September – investierte SPECTRUM viel Zeit und Geld, um rechtzeitig ein eigenes Windows-95-Know-how mit den damals schon verfügbaren Beta-Versionen aufzubauen und um vor allem die damaligen DATEV-DOS-Anwendungen unter Windows 95 lauffähig zu machen. SPECTRUM installierte bereits im Frühjahr 1995 – auf eigene Kosten – mit den Beta-Versionen von Windows 95 bei zehn Steuerberaterkanzleien Erprobungssysteme mit DATEV-Anwendungen. Als Microsoft am 3. September 1995 weltweit Windows 95 auf den Markt brachte, gab SPECTRUM auf eigenes Risiko allen Kunden eine Lauffähigkeitszusage für die damalige DATEV-Software unter dem neuen Betriebssystem Windows 95 – als die DATEV immer noch auf OS/2 setzte.
SPECTRUM konnte sich damals vor Aufträgen kaum retten – ganz viele Steuerberater glaubten ebenfalls nicht an die OS/2-Strategie ihrer Genossenschaft. Sie wollten Windows-Systeme nutzen und kamen deshalb zu SPECTRUM. SPECTRUM-Kunden hatten so schon seit September 1995 eine höhere Investitionsabsicherung als viele andere Kanzleien. Man erlernte so auch rechtzeitiger die Handhabung der Windows-95-Oberfläche und konnte die neuen Möglichkeiten – wie zum Beispiel Multitasking – wesentlich früher nutzen. Die alte DASS-Menüoberfläche der DATEV wurde nur noch für Sonderprogramme genutzt. SPECTRUM entwickelte selbst eine eigene Windows-Direktstart-Technik für die DOS-Programme der DATEV, installierte damals bereits alle DATEV-Anwendungen mit diesem Direktstart und kreierte sogar eigene Icons für jede DATEV-Anwendung. Im Dezember 1995 bekam SPECTRUM Besuch von Entwicklern aus Nürnberg, die sich bei SPECTRUM erkundigten, wie SPECTRUM es denn geschafft hätte, die DATEV-Anwendungen unter Windows 95 zum Laufen zu bekommen, denn in den Nürnberger Testlabors hätte man damit noch Schwierigkeiten.
DATEV will das Systempartner-Konzept überarbeiten:
1995 rief die DATEV mehrere „Systempartner für DATEV-Anwendungen“ in Nürnberg zusammen, um mit diesen eine Strukturveränderung in der Zusammenarbeit zu diskutieren. SPECTRUM gehörte von Anfang an dazu. Die Systempartner erklärten einhellig, dass ihr größtes Problem sei, dass sie den DATEV-Anwendern nicht richtig helfen könnten, weil die DATEV den Systempartnern die DATEV-Software offiziell vorenthalte und man sich diese nur illegal besorgen könne. Außerdem wünschten die Systempartner von der DATEV Informationen und Schulungsmaßnahmen in der Systemtechnik der DATEV-Programme, damit man den Anwendern beim Troubleshooting richtig helfen könne.
Als dann Mitte 1995 die DATEV ein neues Systempartner-Konzept vorstellte, war hiervon nichts verwirklicht – stattdessen waren nur neue Loyalitätsparagrafen in die Systempartner-Verträge aufgenommen worden und Positionen, wonach sich Systempartner zur Einhaltung von DATEV-Sprachregelungen gegenüber den Steuerberatern verpflichten mussten. Interessant auch, dass die DATEV vom Systempartner verlangen kann, dass er etablierte Geschäftszweige aufgibt, wenn die DATEV diesen Geschäftszweig selbst betreiben will.
Hier ein Passus aus diesen DATEV-Systempartner-Verträgen:
„Der Partner verpflichtet sich, während der Laufzeit des DATEV-Systempartner-Vertrags den Mitgliedern der DATEV gegenüber keine Dienstleistungen anzubieten, deren Erbringung sich die DATEV selbst vorbehalten hat. Dies gilt grundsätzlich auch für den Fall, dass die DATEV während der Laufzeit dieses Vertrags in neue Marktsegmente eintritt ...“
Außerdem sollten die Systempartner Basis-IT-Schulungen rund um die allgemeine IT-Technik erhalten (wie wird die config.sys oder die autoexec.bat eingestellt oder wie installiert man Novell). Diese Schulungen und Prüfungen zur Erlangung von DATEV-Zertifikaten hatten mit dem realen Service-Aufkommen und der technischen Realität in Steuerberatungskanzleien wenig zu tun.
Da die DATEV am Markt auch noch behauptete, dass diese neue Systempartner-Struktur aufgrund des Wunsches von Systempartnern, die die DATEV konsultiert hatte, realisiert wurde, waren die „Systempartner für DATEV-Anwendungen“, die zuvor ihre Zeit für die Meetings mit der DATEV geopfert hatten, sauer und trafen sich erstmals außerhalb der DATEV auf Einladung von SPECTRUM in Neuss. Hierzu hatte man den damaligen DATEV-Vertriebsvorstand S. Rudolph mit seinem damaligen Assistenten E. Schwarzer eingeladen und diesen dann verdeutlicht, dass das jetzt veröffentlichte Systempartner-Konzept nicht das gewesen sei, was man für alle Systempartner von der DATEV gefordert hatte. Der DATEV-Vorstand versprach Nachbesserung und einige Wochen später durften die Systempartner tatsächlich Lizenzen von DATEV-Text und eine DATEV-ISDN-Karte erwerben – na toll.
Einige Systempartner gründen die Z.E.U.S.-Vereinigung
Im Herbst 1995 trafen sich erstmals zwölf der engagiertesten, leistungsfähigsten, bundesweit vertretenen DATEV-Systempartner, die sich zuvor in DATEV-Arbeitskreisen kennengelernt hatten, um ab diesem Tag, erst einmal in einer losen Kooperation, intensiver zusammenzuarbeiten. Hieraus entstand zunächst die Z.E.U.S.-Kanzleipartner-Gruppe.
Z.E.U.S. unterhält seit dieser Zeit unter anderem ein eigenes, herstellerunabhängiges, schnelles und effektives elektronisches Informationssystem, um zum Beispiel durch eine bundesweite, fachkompetente Kollegenhilfe schnell bei Problemfällen unterstützen zu können. Über 200 qualifizierte IT-Techniker von Hamburg bis München, von Berlin bis Aachen kamen mit ihrem fast unerschöpflichen Know-how bisher jeder technischen Ungereimtheit auf die Schliche – da reicht unter Umständen allein die folgende Frage: „Ein Kunde hat einen Fehler in der Anwendung XYZ, die folgendes Symptom in folgender Umgebung zeigt. Wer hat eine Lösung?“ Viele EDV- und anwendungstechnischen Probleme konnten in den vergangenen Jahren auf diese Weise schnell und unkompliziert gelöst werden – oft bevor so mancher Hersteller die Fehler und Probleme zugegeben oder bekanntgegeben hatte.
Im Dezember 1998 entstand hieraus eine neue, übergeordnete Gesellschaft, die heute bundesweit an 33 Standorten leistungsfähige, regionale und auf Kanzlei-IT spezialisierte Systemhäuser umfasst: die Z.E.U.S. KANZLEIPARTNER FÜR INFORMATIONSTECHNIK GMBH mit dem Hauptsitz in Hilden. Dipl.-Ing. Ulrich Giesen ist seit der Gründung auch Vorsitzender der Z.E.U.S.-Geschäftsführung. Z.E.U.S. entwickelt heute eigene Produkte und vermarktet diese über die angeschlossenen Partner. Darüber hinaus betreuen die Z.E.U.S.-KANZLEIPARTNER bundesweit über 5.000 Kanzlei-EDV-Systeme mit circa 600.000 Arbeitsplatz-PCs. Z.E.U.S. ist damit eine der größten Service-Organisationen in diesem Marktsegment.

Bilder von der Z.E.U.S.-Gründungsveranstaltung in Berlin 1995



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