Ist etwa OS/2 von IBM die Zukunft? Krach zwischen IBM und Microsoft zur Zukunft der Betriebssysteme
Schon 1994 sollte es bei DATEV eine einheitliche Mandanten-Stammdatenverwaltung geben – eine Neverending Story
Im Jahr 1994 gehörte SPECTRUM zu einem kleinen Kreis von „Systempartnern für DATEV-Anwendungen“, die mit der DATEV die ersten Pilotinstallationen des neuen DATEV-IDVS-Systems – integriertes DATEV-Verbundsystem – installierten. IDVS stand auch für eine grafische Benutzeroberfläche und eine einheitliche Stammdatenverwaltung, basierend auf OS/2. Als Organisationsprinzip stand beim IDVS die Auftragsdatenverarbeitung in der Kanzlei, das heißt die Vorgangsorientierung, im Vordergrund – alle Arbeitsschritte, die zur Erledigung eines Vorgangs (Sachbearbeitung) notwendig sind, wurden miteinander verbunden. Das IDVS zeichnete sich auch dadurch aus, dass es nur noch eine Stammdatenverwaltung geben sollte – manche DATEV-Anwender fragen sich jetzt sicherlich: „Das sollte wirklich schon 1994 – vor 20 Jahren – erfolgen? Die einheitliche Stammdatenverwaltung im DATEV-System haben wir doch selbst bis 2013 noch nicht vollendet …“
OS/2 wurde ursprünglich gemeinsam von IBM und Microsoft als DOS-Nachfolger entwickelt. Dann kam es 1991 aber zum großen Krach zwischen IBM und Microsoft. Microsoft beendete die Kooperation, um sich stattdessen der eigenen Windows-Entwicklung zu widmen und IBM entwickelte OS/2 allein weiter. Einst hatte IBM mit dem offenen MS-DOS-Standard auf dem ersten IBM-PC der Newcomer-Firma Microsoft die Steigbügel für den weltweiten Erfolg gehalten – Anfang der 1990er-Jahre tobte dann der Krieg zwischen den beiden Giganten des PC-Markts. Die DATEV hatte sich in dieser Auseinandersetzung sehr früh klar für OS/2 entschieden – was viele DATEV-Anwender damals überhaupt nicht verstanden.
Das Jahr 1994 blieb uns auch in Erinnerung, weil die DATEV plötzlich einen Schwenk bei der Textverarbeitung für die Kanzleien machte: Statt DATEV-Text – die OEM-Version von Tex-Ass – empfahl die DATEV den Kanzleien nun, WinWORD, die Windows-Version von Microsoft Word, einzusetzen. Mit der Version 6.0 des Produkts „Word für Windows 3.11“ brachte Microsoft damals die erste stabilere Version dieser Textverarbeitung mit einer grafischen Oberfläche und einer „WYSIWYG“-Funktion auf den Markt, mit der man auch in der Kanzleipraxis richtig arbeiten konnte.

Was die DATEV so von DATEV-Systempartnern erwartete
Im Frühjahr 1994 kam schließlich eine Abordnung der DATEV zu SPECTRUM und man „wünschte“ von SPECTRUM einen voll ausgerüsteten Schulungsraum für DATEV-Seminare im Bergischen Land, am besten in Wuppertal, in der City mit guten Verkehrsanbindungen. SPECTRUM sollte die Schulungsräume bereitstellen, mit Pausenraum/Cafeteria, Veranstaltungsmanagement und Sekretariat. Den Schulungsraum sollte SPECTRUM mit zwölf bis 15 jeweils aktuellen PCs gemäß den jeweiligen DATEV-Vorgaben, einem Novell-Server und einem ISDN-Anschluss für die DATEV-DFÜ ausstatten. Vor jedem Seminar sollte SPECTRUM außerdem auf die PCs die aktuellste DATEV-Software aufspielen. Die DATEV „wünschte“ das alles im Rahmen der Partnerschaft mit SPECTRUM und versprach im Gegenzug, den Schulungsraum intensiv zu nutzen und pro Seminar eine Nutzungsgebühr von 500 bis 1.000 DM zu zahlen – man sprach davon, dass von der DATEV mindestens 20 bis 30 Seminare jährlich gebucht würden.
SPECTRUM war zwar von diesem Geschäftsmodell nicht überzeugt, aber als „guter und lieber Partner“ der DATEV begab man sich daran, die Vorgaben zu realisieren. SPECTRUM fand in der Nielsen-Sprachschule in Wuppertal-Elberfeld einen Partner, der eine Schulungsinfrastruktur beisteuern konnte, sodass SPECTRUM „nur“ die Kosten für die PC-Ausstattung übernehmen musste. Bereits beim ersten Seminar feilschte jedoch die (arme) DATEV um die Nutzungsgebühr und zahlte nur die Hälfte. Und wie so viele Ideen der DATEV in den vergangenen 25 Jahren war auch diese wieder ein Flop: Nach insgesamt zwölf Monaten hatten ganze zwei DATEV-Eintagesseminare zu LODAS stattgefunden – und SPECTRUM beendete den Schulungsdeal mit der DATEV.
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