Über 35 Jahre SPECTRUM-Historie

1989

SPECTRUM „VERNETZTE“ STEUERBERATER-KANZLEIEN 
(über eine DFÜ-Box)

SPECTRUM konzentriert sich auf den Steuerberatermarkt

Die Steuerberater in Deutschland nutzten bereits mehrheitlich das DATEV-System – nur wenige Kanzleien experimentierten damals mit Taylorix (aus denen dann die Firma Addison entstand) oder beispielsweise mit Logabax- oder eigenen Nixdorf- beziehungsweise Kienzle-MDT-Systemen. Die der DATEV-Genossenschaft angeschlossenen Steuerberater hatten bis dato teure DATEV-Erfassungsplätze. Das waren hartverdrahtete Speziallösungen oder teure PCs von Triumph-Adler oder Olivetti-DVS-Systeme mit der simplen Erfassungssoftware DVSW (DVS stand für DATEV-Verbund-System). Die EDV-Landschaft in einer typischen Steuerberatungskanzlei sah damals noch wie folgt aus: Man hatte zum Beispiel ein Olivetti-DVS-Gerät, in dem sich eine DFÜ-Einheit mit einem „schnellen“ 600- oder 1.200-Bit/Sek.-Modem befand und über das in der Kanzlei erfasste Lohn- und Fibu-Daten als buchhalterische Ersterfassung – „Primanota“ genannt – erfasst und dann über Telefonverbindungen über DATEV-Kopfstellen in verschiedenen Städten ins DATEV-Rechenzentrum nach Nürnberg geschickt wurden. Die zur damaligen Zeit typischen fünf bis acht Kanzleimitarbeiter wechselten sich ab, wer an diesem circa 9.000 DM teuren, DFÜ-fähigen DVS-Erfassungsplatz arbeiten durfte, um zum Beispiel die von ihm betreuten Buchhaltungen und Löhne „abzulochen“ – wie man die Erfassung noch aus der Lochstreifenzeit nannte.

Die anderen Kanzleimitarbeiter erfassten in der Zwischenzeit auf grünen Vorkontierungsbögen mit Konto-, Gegenkonto und Betrag in Spalten die Buchhaltungswerte der Mandanten, die später dann in das DVS-System (wenn es frei wurde) eingegeben wurden, prüften die unzähligen Ausdrucke der täglich aus Nürnberg mit dicken Postpaketen zugestellten EDV-Auswertungsjournale und hefteten vor allem tagtäglich die Stapel von Kontenblättern sorgfältig ab – oft mit einem liebevollen Kontrollhäkchen hinter jeder Buchungszeile – oder warteten, bis sie an diesen DVS-PC zum Ablochen durften – die Zeit war eben damals noch nicht so hektisch wie heute …

Da die DATEV sich von der Herstellerabhängigkeit zu Olivetti und Triumph-Adler lösen wollte, brachte sie den ersten „DATEV-Dongle“ – auch SWMP oder DATEV-Software-Schutzmodul genannt – heraus. Über die simple Erfassungssoftware DESY (vergleichbar mit der Olivetti- oder Triumph-Adler-Erfassungssoftware DVSW) konnten die Kanzleimitarbeiter nun die Lohn- und Fibu-Daten auf Diskette auf günstigeren IBM-kompatiblen PCs erfassen und abends dann über den DFÜ-fähigen PC ins DATEV-Rechenzentrum schicken. Zum ersten Mal „boomte“ das SPECTRUM-Steuerberatergeschäft, denn SPECTRUM konnte Lösungen mit kompatiblen Peacock-PCs anbieten, die nur ein Drittel so teuer wie die Olivetti- und Triumph-Adler-Angebote waren.

Was es 1989 sonst Wichtiges gab:

  • Iran: Ayatollah Khomeini stirbt.
  • Der russische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow besucht die Bundesrepublik Deutschland.
  • Der Öltanker „Exxon Valdez“ fährt vor Alaska auf ein Riff.
  • Salvador Dalí, Herbert von Karajan und Samuel Beckett sterben.
  • Ungarn öffnet seine Grenze zu Österreich.
  • Hans-Dietrich Genscher verkündet auf dem Balkon der Prager Botschaft die Ausreisegenehmigung für die DDR-Flüchtlinge.
  • Erich Honecker tritt als Staatsratsvorsitzender der DDR zurück.
  • Am 9. November werden die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze geöffnet.
  • Das Brandenburger Tor wird 28 Jahre nach dem Mauerbau wieder geöffnet.

 

 

 


Schon 1989 hatte man den ersten kleinen Disput mit der DATEV

Zu dieser Zeit kam dann eine DFÜ-Box der DATEV auf den Markt, in die man ein 600- oder 1.200-Bit/Sek.-Modem der Post (damals gab es noch keine Telekom und das waren richtige Geschwindigkeiten – man „hörte“ quasi jedes einzeln übertragene Bit) einsetzen konnte – vergleichbar mit den Olivetti-DVS-Lösungen. Ärgerlich bei dieser Lösung war nur, dass man nach damaligen DATEV-Vorgaben pro PC, mit dem man direkt Abrufe vom oder Anschaltungen ans DATEV-Rechenzentrum in Nürnberg machen wollte (wie man die Datenfernverarbeitung damals nannte), jeweils eine eigene, circa 2.000 DM teure DATEV-DFÜ-Box mit Modem für weitere etwa 600 DM und einen separaten Telefonanschluss brauchte. Viele Kanzleien hatten daher oft nur einen DFÜ-fähigen PC und man kopierte die erfassten Mandantendaten ständig per Diskette von PC zu PC, sodass es auch mal zum Durcheinander kam. Hier entwickelte SPECTRUM mit einem Spezialunternehmen aus Süddeutschland einen speziellen V24-Multiplexer, sodass man mehrere PCs an eine DATEV-DFÜ-Box anschließen konnte. Mit speziell abgeschirmten und verdrillten Kabeln aus der industriellen Steuerungstechnik vom Typ LiY-CY-CY „verkabelte“ SPECTRUM in der Folge im Bergischen Land unzählige Kanzleien, um die Arbeitsplatz-PCs DFÜ-fähig zu machen. Zu diesem Zeitpunkt kam es zum ersten kleinen Disput mit DATEV-Mitarbeitern, denn die erklärten den Kanzleien, dass das serielle V24-Kabel der DATEV-DFÜ-Box laut schriftlicher DATEV-Spezifikation maximal 1,2 Meter lang sein durfte und dass infolgedessen die SPECTRUM-Verkabelungstechnik illegal und nicht zulässig sei. Die DATEV-Mitarbeiter erklärten, die Kanzlei hätte pro DFÜ-fähigem PC eine separate teure DATEV-DFÜ-Box zu erwerben. Die Kunden lachten aber nur über diese Äußerungen und freuten sich über die effektive und günstige SPECTRUM-Technik.

Im Jahr 1989 installierte SPECTRUM auch die ersten PC-Netzwerksysteme in Rechtsanwaltskanzleien, bei Notaren und bei Wirtschaftsprüfern – zumeist mit der damals weltweiten Nummer eins in Sachen Textverarbeitungssoftware: WordPerfect.


SPECTRUM bietet Multiplan- Schulungen für Steuerberater

Äußerst interessant: Schon zu dieser Zeit konnte SPECTRUM den Steuerberatern etwas beibringen – nach dem Motto „SPECTRUM, der Berater für Berater“. SPECTRUM veranstaltete laufend Multiplan-Schulungen und schulte Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, wie man mit diesem Excel-Vorgänger von Microsoft betriebswirtschaftliche Tabellenkalkulationen in der steuerlichen Praxis effektiv einsetzen konnte. Spreadsheet Calculation nannte man damals noch die Tabellenkalkulation – und es wurde fleißig im Markt diskutiert, ob nicht Lotus-1-2-3 besser sei als Multiplan.


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